AROUND THE WORLD
Jahreskonzert am 5. April 2009 des Musikvereins Daun 1876 e.V. im Forum Daun
Ausführende: Musikverein Daun 1876 e.V.
Dirigent: Christoph Neumann
Moderation: Wilhelm Seggewiss
1 CEREMONIAL MARCH Jan Van der Roost
Das Orchester unter Leitung seines Dirigenten Christoph Neumann eröffnete das Konzert mit dem “Ceremonial March”, dem ”Feierlichen Marsch” des belgischen Komponisten Jan Van der Roost. Roost ist ein Verehrer des englischen Komponisten Edward Elgar, dessen berühmte fünf Märsche “Pomp and Circumstance“ der Musikverein mehrmals aufgeführt hat. Van der Roost fügte mit dem Zeremonie-Marsch einen eigenen, sechsten Marsch zu Elgars Sammlung hinzu.
2 PACIFICA Robert Buckley
Das Orchester hatte das Publikum zu einer Reise um die Welt, ein bißchen sprunghaft von Kontinent zu Kontinent eingeladen. Aber Musik verbindet ja Welten.
Das erste Ziel war der Pazifische Ozean an der Westküste Kanadas. Es ist eine großartige Küste: der wilde Pazifik auf der einen Seite, die gewaltigen Rocky Mountains auf der anderen, und ein kleiner Saumpfad zwischen Meer und Gebirge. Das Meer liefert herrlichen Lachs zum Grillen, wenn man schneller ist als die Konkurrenz, die Bären.
Komponist ist der Kanadier Robert Buckley. Schon als Kind begann der kleine Bob mit dem Spiel von Klarinette, Saxophon und Gitarre – gegen den Willen der Eltern. Normalerweise ist es ja umgekehrt: Da wollen die Eltern, aber die Kleinen nicht. Für seine Komposition erhielt Buckley den begehrten Komponistenpreis der Kanadischen Blasmusikvereinigung.
3 The Lord of the Rings - HOBBITS Johan de Meij
V. Hobbits Dance and Hymn
Die Reise führte weiter in das geheimnisvolle Land Mittelerde. Es ist das Land des Lord of the Rings, des Herrn der Ringe. Und das wiederum ist der Titel einer Romantrilogie von J.R.R. Tolkien. Das Werk hat seit seinem Erscheinen im Jahre 1955 Millionen von Lesern in seinen Bann gezogen. Vom Herrn der Ringe ließ sich der belgische Komponist Johan de Meij zu einer fünfsätzigen Sinfonie inspirieren, bei der jeder Satz eine Person oder eine wesentliche Episode des Buches beschreibt. Jan de Meij ist nach Jan Van der Roost der zweite belgische Komponist des Abends. In der Tat steht in Flandern und den Niederlanden die sinfonische Blasmusik in hohem Ansehen – und entsprechend gibt es viele bedeutende Komponisten. Meijs Sinfonie wurde 1988 in Brüssel uraufgeführt, errang viele Preise und wurde sogar vom London Symphony Orchestra mit großem Erfolg aufgeführt.
Der Musikverein Daun spielte unter der Leitung von Christoph Neumann den fünften und letzten Satz mit dem Titel: Tanz und Hymne der Hobbits. Die Hobbits sind menschenähnliche Wesen der Fantasy Welt Mittelerde, aber mit behaarten Füßen! Sie sind ein gutmütiges, optimistisches Völkchen. Nach dem geheimnisvollen Abstieg nach Mittelerde erlebt man den fröhlichen Volkstanz der Hobbits und das Tapsen ihrer haarigen Füße. In einer strahlenden Hymne wird sodann der Edelmut des Hobbitvolkes gefeiert. Die Sinfonie endet friedvoll und verhalten mit der letzten Ausfahrt des großen Zauberers Gandalf und des Hobbits Frodo, dieses Frodos, der der eigentliche Herr der Ringe ist, denn er schafft es als einziger, den Einen Ring zu tragen, ohne dessen magischer Macht völlig zu verfallen. Ihr Schiff verliert sich in der Weite des Meeres.
4 MISS SAIGON Claude-Michel Schönberg
Medley: The Heat is on; Sun and moon; The Morning of the Dragon; The last night of the world; The American dream
Das Orchester tauchte, zusammen mit den Zuhörerinnen und Zuhörern auf aus Mittelerde und begaben sich nach Südostasien. Ziel war die Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, als diese noch Saigon hieß. Es ist die Zeit des Vietnamkrieges, 1973, Hubschrauber kreisen über der Stadt. In Saigon lebt die kleine Vietnamesin Kim, gerade einmal 17 Jahre alt und verliebt sich in den amerikanischen GI Chris. Opernfreunden wird die Geschichte bekannt vorkommen, denn auch in Puccinis Madame Butterfly haben wir diese Situation: eine kleine Japanerin verliebt sich in einem flotten Amerikaner. Die Geschichte unserer Miss Saigon ist in ein Musical übersetzt worden. Der französische Komponist Claude-Michel Schönberg begann seine Karriere als Sänger, Texter und Produzent von Chansons. Seinen ersten großen Erfolg hatte er 1980 mit dem Musical “Les Misérables”. Neun Jahre später, 1989, kam mit “Miss Saigon” ein weiterer Erfolg hinzu.
Die Geschichte der kleinen Kim endet wie die der Madame Butterfly: Der Ami kehrt in die USA zurück und Kim bleibt in ihrer Heimat Vietnam – mit dem Kind, das sich bald einstellt. Als dann der immer noch geliebte Chris Jahre später Saigon wieder einmal besucht, erscheint er, natürlich längst verheiratet, mit seiner Ehefrau Ellen. Für Kim bleibt schließlich nur der Selbstmord übrig.
Die Musikerinnen und Musiker brachten diese dramatische Geschichte zu Gehör, wunderbar in Musik gesetzt von Claude-Michel Schönberg, arrangiert für Bläser von Warren Barker.
5 DISNEY FESTIVAL Toshio Mashima
When You Upon A Star – Wenn du auf einem Stern bist
Little April Shower – Ein kleiner Aprilschauer
The Second Star To The Rigth – Der zweite Stern rechts
Bella Notte – Gute Nacht
Once Upon A Dream – Einst in einem Traum
Winnie The Pooh – Winneh the Pooh
A Spoonful Of Sugar – Einen Löffel Zucker
Nach der Pause kehrte der "Dampfer Forum Daun" auf seiner Weltreise noch einmal an den Pazifik zurück, nicht nach Kanada, sondern einige Tausend Kilometer weiter südlich, nach Los Angeles, genauer: in den Vorort Hollywood; das ist kein Holy Wood, kein Heiliger Wald, sondern ein Hollywood, ein Stechpalmenwald. Und dort lebte bis 1966 der große Kupferstecher Walt Disney (1901-1966). Er schuf so bekannte Wesen wie die Mickey Mouse, Donald Duck oder Winnie the Pooh, den kleinen Bären, der bereits im Jahre 1926 das Licht der Welt erblickte, oder besser das Licht der Trickfilmstudios in Hollywood. Zeitweise hatte Disney 500 Mitarbeiter, über 1000 Filme entstanden, Disney erhielt über 800 Preise.
Der Komponist Toshio Mashima (geboren 1949) begann nicht wie Bob Buckley, der Komponist des “Pazifik”, schon als Kind mit der Musik, er begann mit dem Basteln und wurde daher Ingenieur. Erst später wandte er sich der Musik zu und wurde der bekannteste japanische Komponist für Kammermusik und für Blasmusik. Mashima stellte die schönsten Melodien aus sieben Disney-Filmen in ein schwungvolles, leichtes und fröhliches Medley zusammen.
6 HUCKLEBERRY FINN SUITE Franco Cesarini
1. A lazy town – eine schläfrige Stadt
2. Jim
3. The King and the Duke – Der König und der Herzog
4. Huckleberry’s Rag
Die "Reisenden" bleiben in Amerika, wendeten sich aber nach Osten, zum Mississippi.
Huckleberry Finn, viele werden diesen Roman des Amerikaners Mark Twain kennen, vielleicht auch den vorangehenden Roman über Huckleberrys Freund Tom Sawyer. Eine Blitzumfrage unter den Mitgliedern unseres Orchesters hat ergeben, dass von den Unter-dreißig-Jährigen nur eine die Romane gelesen hat, bei den Über-dreißig-Jährigen aber fast alle. So ändern sich halt Geschmack und Lesevergnügen durch die Generationen! Ernest Hemmingway urteilt über Huckleberry Finn: "...es ist das beste Buch, das wir gehabt haben. Die ganze amerikanische Schriftstellerei kommt daher. Vorher gab's nichts. Danach hat es nichts gleich Gutes gegeben."
Huckleberry, kurz Huck genannt, lebt bei der Witwe Watson und nimmt Reiß-aus, als der Alte, sein Vater, überdies ein Säufer und Schläger, wieder im Dorf erscheint. Der alte Neger Jim schließt sich dem Jungen an, und zu zweit unternehmen sie eine abenteuerliche Floßfahrt über den Mississippi, den Old Man River.
Der Schweizer Komponist Franco Cesarini, 1961 in Bellinzona geboren, erforschte gründlich die amerikanische Volksmusik aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In vier Sätzen erzählt der Komponist vier Szenen des Romans in musikalischer Form.
Der Moderator hatte Huck persönlich eingeladen, die vier Sätze der Suite anzusagen. Aber alles rufen nach Huck nutzte nichts, er war nicht gekommen. Also musste Wilhelm Seggewiss im Sinne von Huck die vier Sätze selbst ansagen. Das Orchester spielte jeweils den dazugehörenden Satz.
1. A lazy town - Eine schläfrige Stadt
Eines Morgens, als wir schon ziemlich weit unten in Arkansas waren, kam so`n kleines Landkaff in Sicht in`ner großen Flussbiegung, und wir machten ungefähr `ne dreiviertel Meile oberhalb davon fest………
Wir bummelten noch`n bisschen in dem Nest rum. Die Läden und Häuser waren meist alte, wacklige, ausgedörrte Holzbuden, die nie einen Anstrich gesehen hatten. Sie standen auf 3 oder 4 Fuß hohen Stelzen, damit das Hochwasser sie nicht erreichen konnte……………
Musikverein Daun mit ´A lazy town`
2. Jim
Jim, Miss Watsons Nigger, hatte`n Haarknäuel, so groß wie `ne Faust, das er aus dem vierten Magen von`nem Ochsen rausgeholt hatte, und das brauchte er zu allerhand Zauberei. Er sagte, es wär`n Geist drin und der wüßt`alles…………..
So ging ich am Abend zu Jim und sagte ihm, der Alte wäre wieder da. Ich wollt`wissen, was er vorhatte. Jim zog das Knäuel heraus, murmelte was, hielt`s hoch und ließ es auf den Boden fallen. Es fiel ruhig und rollte dann`nen Zoll weiter. Jim sagte, das Knäuel wollt`nichts sagen. Dann behauptete er, ohne Geld wird der Geist nichts sagen.
Musikverein Daun mit ´Jim`
3. The King and the Duke
Einer von den Kerlen mochte so um die 70 sein, oder`n bisschen drüber, er hatte`nen kahlen Kopf und `nen ganz grauen Backenbart. Er trug `nen alten, verbeulten Schlapphut, `n blaugraues Wollhemd, ausgefranste Blue Jeans, die er in seine Stiefelschäfte gestopft hatte und selbst gestrickte Hosenträger, nee – nur einen. Der andere Bursche war so um die 30 und ebenso schäbig gekleidet. Der jüngere behauptete, ein Herzog zu sein, den man um sein Erbe gebracht hatte, der Alte sogar, er sei der rechtmäßige König von Frankreich. „ Bei mir hat`s lange gedauert, bis ich kapiert hatte, dass diese beiden Halunken nichts als gewöhnliche Hochstapler waren. Aber ich hab`nie was gesagt und mir nichts anmerken lassen.“ (Huck)
Musikverein Daun mit ´The King and the Duke`
4. Huckleberry`s Rag
„ Ihr wisst noch nichts von mir – es sei denn, ihr habt ein Buch gelesen mit dem Titel : Tom Sawyers Abenteuer -, aber das macht nichts. Das Buch hat Mark Twain geschrieben, und er hat die Wahrheit gesagt, jedenfalls meistens. Da gibt`s Sachen, wo er übertreibt, aber meist erzählt er die Wahrheit. Was soll`s. Meistens ein wahres Buch , wie gesagt, mit ein paar Übertreibungen.“
Musikverein Daun mit ´Huckleberry`s Rag`
Mit dieser Art das Vortrags hatte der Musikverein Daun Neuland betreten. Humorvoller, kurzweiliger Textbeitrag in direkter Verbindung mit dem musikalischen Vortrag des Orchesters.
7 AROUND THE WORLD IN 80 DAYS Otto M. Schwarz
Zum Schluss eine
Gewaltanstrengung: in 80 Tagen um die Welt. In nur 80 Tagen, das war
Zukunftsmusik, das war Science Fiction, als dieser Roman von Jules Verne 1873
erschien. Der Komponist Otto Schwarz hat die Reise des kauzigen Engländers
Phileas Fogg und seines Dieners Passepartout um die Welt in Musik gesetzt. Otto
Schwarz wurde in Neunkirchen in Niederösterreich geboren und
reüssierte vor allem mit Filmmusik. Die Musikerinnen und Musiker führten das
Publikum musikalisch um die Welt:
zunächst
von London nach Paris (“Allons enfants!”) und Italien (“Ram tam tatam!”), dann nach
Arabien – mit den Klängen aus 1001 Nacht – und Indien, wo bei
Elefantentrompeten Philias eine Witwe vor dem Verbrennen rettet.
Über
Japan ging es nach Amerika zu wilden Indianern und Büffelherden und nach
der Seefahrt über den Atlantik erreicht man bei Schlag 8 Uhr London. Einen Tag zu
spät? Nein! Denn sie sind nach Osten gereist, der Sonne entgegen; jeden Tag ging
sie etwas früher auf, insgesamt eine ganzen Tag. Die Wette ist gewonnen. Die
Zuhörerinnen und Zuhörer freuten sich mit Phileas Fogg und Passepartout über den
Gewinn der Wette und die wunderbare Musik./Das Publikum
bedankte sich bei den Musikerinnen und Musikern für die hervorragenden
musikalischen Darbietungen mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen,
dem Brot des Künstlers. Natürlich hatten das Orchester noch eine Zugabe parat,
den FLORENTINER MARSCH Opus
214 von Julius Fučik
(1872-1916), tschechischer Komponist und Kapellmeister. Der Musikverein Daun
1876 e.V. bedankte sich für die nicht enden wollenden Ovationen des begeisterten
Publikums mit einer weiteren Zugabe
und brachte
nochmals das DISNEY FESTIVAL von Toshio Mashima zu Gehör.
Viel Arbeit steckte in der Vorbereitung dieses Konzertes. Arbeit, die sich gelohnt hat. Dank gilt an dieser Stelle vor allem dem Dirigenten Christoph Neumann, der es geschafft, ein abwechslungsreiches und anspruchsvolle Programm zusammen zu stellen und einzustudieren. Dank aber auch den Registerführern, den Musikerinnen und Musikern des Orchesters, denn ohne die Bereitschaft in ihrer Freizeit dem Hobby des Musikmachens nachzugehen, währe ein solches Konzert von Laienmusikern undenkbar.
Tenor der Verantwortlichen der Stadt: "Wir sind stolz auf unseren Musikverein".
Fotos: © Matthias Fiedler, 2009
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